In der Regionalplanung verwendete Windkarten und deren Grundlagen
Heute habe ich mir mal die Windkarten angesehen, die der RP und die Regionalplanung Südhessen verwenden.
Diese Winkarten können hier Hochtaunuskreis und hier Wetteraukreis eingesehen werden.
Die Windkarten wollen „Windressourcen“ ausweisen, farblich schön dargestellt für jeweils mehrere zusammenhängende Landkreise.
Interessant wird erst das Kleingedruckte in der Legende:
Hier findet sich der Hinweis auf die Fachdaten, die dargestellt werden: Es sind Windpotenzialdaten. Es sind also nicht gemessene Daten, oder Daten die fachlich fundiert sind, sondern es sind wohl Daten, die jemand mit erhobenem Daumen in der Luft als Potential in den Himmel schreit und dann mit dem Farbpinsel in die Landkarte zeichnet.
Für den Winterstein habe ich die beiden Teilgebiete mal ausgeschnitten.
Der Legende nach haben wir also in der Gegend Windpotential für Windgeschwindigkeit unter 4,5 m/s (also unter 15 km/h) in den Tälern von Wiesbach und Köppern bis hin zu maximal 6,5 m/s (23,4 km/h) auf dem Winterstein. Potential wie gesagt, nicht realer Wind.
Wie man im Bild des geplanten Vorranggebietes erkennt, ist die linke, rot gestreifte Fläche fast komplett in der Windkarte von der Wetterau. Hier findet sich im wesentlichen gelbe Farbe, also eine Windgeschwindigkeit von 5,75 m/s (20 km/h).
Komische Windhöffigkeit ausgewiesen
Jetzt kommen wir zum eigentlichen und komischen Teil dieser Windkarten. Hier wird also die Windgeschwindigkeit, das Windpotential angegeben. Da keine weiteren Einschränkungen aufzufinden sind wird also suggeriert, dass wir hier Winde im Mittel (nehmen wir an im jährlichen Mittel) von 20 km/h haben. Wow. Wer speziell die letzten Tage miterlebt hat, weiss, dass es fast windstill war. Es sollen also 20-25 km/h Wind dort oben sein, obwohl wir nebenan in Kransberg keinen messbaren Wind haben? Fast nicht zu glauben.
Reale Wetterdaten im Osttaunus
OK, schauen wir mal, ob wir mit den Wetterdaten meiner Wetterstation aus den letzten 500 Tagen etwas anfangen können:
Ich habe 132.164 Messpunkte. 70% dieser Messpunkte weisen eine Geschwindigkeit von unter 2 km/h aus. Selbst wenn am Winterstein der Wind doppelt so stark wehen würde – von der Nabenhöhe wären ja auch noch 30m Waldhöhe abzuziehen, dann käme ich auf eine mittlere Windgeschwindkeit von 4,4 km/h bzw 1,22m/s und damit erscheint die Potentialschätzung doch sehr illusorisch.
Fazit
Die in Kransberg gemessenen Windgeschwindigkeiten multipliziert mit dem Faktor 1,5, sprich 50 Prozent mehr Wind angenommen als gemessen, verteilt sich mit über 90% auf einen für die Windkraft nicht nutzbaren Windbereich.
Eine Potentialkarte mit ungeklärter technischer Basis erlaubt es nur der Politik zu planen. Weder ein Kaufmann noch ein Techniker würden hiermit realistisch planen können.